Engener Fasnet, damals und heute!

Zurückverfolgen kann man die Geschichte der Engener Fasnacht bis ins Jahr 1591.

Den Narrenbüchern und Aufzeichnungen des ehmaligen städtischen Archivars Willhelm Wetzel ist folgendes entnommen.

 

Bereits zum „ Eschinger Mittwoch “ 1591, unter Graf Konrad von Pappenheim, bestand die Verfügung, daß der Frau des Stubenknechtes, anlässlich der Fasnacht, zwei Batzen zu einem Bad, Geld zu schenken sei.

 

Am 9.3.1618 liefert ein Stadtprotokoll zu einer Gerichtsverhandlung, daß auf dem Marktplatz zu Engen ein öffentlicher Tanz war, der sogar an mindestens zwei Sonntagen hintereinander, anläßlich der Fasnet, gehalten wurde. Zu diesem Tanz kam das junge Volk aus der ganzen Umgebung zusammen, wobei es nicht immer friedlich zuging. So ist dem Protokoll zu entnehmen, dass es heftige Streitereien zwischen einem Bauernknecht aus Bargen und einem Bürgersohn aus Engen gab.

Diesen Streit vor dem Stadtgericht von anno 1618 kann man als ersten schriftlichen Nachweis ansehen, daß es damals in Engen schon eine „Volksfasnacht“ gab.

 

Im 18.Jahrhundert wurde allerdings während der „Fürstenbergischen Zeit“ die Fasnet untersagt.

 

Erst nachdem 1809 das Fürstentum Fürstenberg im „Großherzogtum Baden“ aufgegangen war, genehmigte die Regierung noch im selben Jahr die Durchführung der Fasnacht.

 

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts lassen sich leider keine Nachweise, über ein Fasnachtstreiben, erbringen. Obwohl vom „Hansele laufen“ immer wieder berichtet worden ist.

 

Aus dem „Hegauer Erzähler“ ist zu entnehmen, daß 1842 eine neue Narrenmutter gewählt wurde. Die Narrenmutter wird übrigens seit dem Bestehen der Narrenfigur bis heute, von einem Mann dargestellt. Man hielt, wie aus einer Einladung zu einer Generalversammlung 1844 ersichtlich ist, eine Gründungsversammlung ab, deren Gesellschaft nannte sich „Narraria“. Zu dieser Zeit entstand das „Engener Narrenlied" und der Verein stiftete sich auch eine Narrenfahne.

 

Zwischen den Jahren 1842 und 1874 fanden 15 Veranstaltungen statt, welche nur durch die Kriegsjahre1864 und 1866 so wie den Krieg 1870 / 71 und auch durch die damaligen wirtschaftlichen Krisen unterbrochen wurde.

 

Im Jahre 1875 hatte sich der Kaufmann Fidel Stefan in Engen niedergelassen. Er kam aus Stockach und gründete mit einigen Engener Bürgern eine Narrengesellschaft, nach Stockacher Vorbild. Diese Gesellschaft nannte sich „Narrengericht", allerdings nur für ein Jahr, denn die „Engener Narren“ konnten sich mit diesem Namen nicht anfreunden und nannten sich schon im Jahr darauf Narrenverein. Aus dem Jahr 1875 stammt auch das vollständig erhaltene „Narrenbuch".

 

1903 führte der prakt. Arzt Dr. Flaig den „Hemdglonkerumzug“ (nach Konstanzer oder Villinger Vorbild) in Engen ein, der sich noch heute großer Beliebtheit erfreut. Im selben Jahr erschien auch die erste Narrenzeitung. Nachdem im Jahre 1924 die Vereinigung schwäbisch - alemannischer Narrenzünfte in Villingen gegründet worden war, wurde am 1.Februar 1925 die, inzwischen umbenannte, Narrenzunft Engen aufgenommen.

 

1927 hatten sich, unter der Regie des seit 1925 amtierenden Narrenvaters, Kaufmann Wilhelm Stadler, die Hansele erstmals in ein schwarz rotes Plätzlehäs gekleidet. So können die „Engener Hansele" das Jahr 1927 als ihr Geburtsjahr nennen, obwohl das sogenannte Plätzlehäs aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammen dürfte und aus einem Sammelsurium von Stoffresten bestand.

Im Jahre 1932 führte Gottlieb Grimm, ein Schwager von Narrenvater Wilhelm Stadler, in Engen die „Katzenmusik" nach Villinger Vorbild ein. Somit erfolgt seit diesem Jahr das Wecken am Fasnetmäntig mit viel Lärm und improvisierten „Krach - Instrumenten" durch junge Burschen.

 

Ebenfalls komponierte die damalige Narrenmutter, Rechtsberater Viktor Kern, der auch Dirigent der Stadtmusik war, zum Narrenlied den „Engener Narrenmarsch", zur Vorbereitung auf das 60. Jubiläum im Jahr 1935.

 

 

Fasneteröffnung

 

Traditionsgemäß wird am Samstag nach drei König, dem sogenannten Eulalientag,  die Fasnet mit allerlei Zeremoniell  eröffnet. Bei der Einsetzung in ihre gewichtigen Ämter,  müssen die Narren mit einem Treueschwur auf die Fasnet, ihr Bekenntnis zu Brauchtum und Tradition, geloben.

 

Getreu dem Motto: „ Die Kinder von Heute, sind die Narren von Morgen.“   

 

Betätigen sich alljährlich am Donnerstag vor dem Schmutzigen Dunnschtig die Narren als Lehrer.  Den ganzen

Morgen, also während der offiziellen Unterrichtszeit, steht das Fach Fasnet, Tradition und Brauchtum als

ordentliches Lehrfach an.  Die Grundschüler  machen fleißig mit, wenn die Narren aus der Kernstadt und den

Stadtteilen  ihnen  die Fasnet in die Schule bringen. Zuvor werden zu diesem Anlaß auch alle Engener Kindergärten besucht.

 

 

Schmutziger Dunnschtig 

 

Der “Schmutzge Dunnschtig" beginnt mit dem Ausheben der städtischen Ämter und der Rathausübergabe an die hochwohllöbliche Narrenzunft, wobei der Bürgermeister die Amtsgewalt bis zum Aschermittwoch an den Zunftmeister übergibt.  Natürlich werden auch alle Schulen geschlossen und die Lehrer, zur Freude der Kinder, entlassen.  Im gemeinsamen Marsch von Lehrern und Schülern und in Begleitung von Fanfarenzug, Stadtmusik und Hansele geht es zum Marktplatz, wo seit 2011 auch eine Maskenprämierung von Gruppen und Einzelfigunren der Kindergärten und Schulen stattfindet und die Kinder einen Berliner erhalten. Nachmittags findet das Narrenbaumsetzen statt, vorher wird aber noch das Setzloch von der Berggemeinde mit närrischem Zeremoniell vermessen, damit der "Stammbaum aller Narren" auch exakt in das Loch hineinpaßt.  Nachdem der Narrenbaum eingeholt ist, wird er von den Spöckmännli und einem Trupp des Bauhofes, mit großem Hallo aufgerichtet.  Als besondere Zier werden dem Baum Saublotere und Narrenbändel unter den Wipfel gehängt.  In den frühen Abendstunden formieren sich die Hemdglonker zum großen Hemdglonkerumzug, an dem Frau, Maa und Kind mit einem schönen Lampion und allem möglichen Lärmwerkzeug teilnehmen, damit so richtig geklappert und gescheppert werden kann.  Manche Eltern nehmen sogar ihre Kleinsten in einer Kinderscheese zum Umzug mit.  Abends fand der Hemdglonkerball in der Stadthalle statt, an dem sich die Glonker und auch alle anderen Narren beim Tanzen närrisch vergnügen. Seit 2015 findet diese Veranstaltung in der neuen Stadthalle .

 

 

Fasnetsamschtig

 

Der Freitag und Samstag sind, was die närrischen Umtriebe betrifft, wieder ruhige Tage bis auf den Zunftabend, der am Fasnetsamschtig über die Bühne geht. Hier wird unter vielen anderen Programmpunkten das Geschehen von Stadt und Land närrisch unter die Lupe genommen, sowie auch der Narrenbaum der Narrenzunft Engen e.V. verlost.

 

Am frühen Morgen beteiligen sich viele Freunde der Engener Fasnacht am Einholen des Altdorfnarrenbaumes, der freien Gruppe Altdorfgemeinde Engen e.V. im Zimmerholzer Wald. Ab 10.00 Uhr findet im Zimmerholzer Bürgerhaus eine närrische Sitzung, mit dem sogenannten “Zungenwetzen“ statt, die durch die Holzklötzle Zunft aus Zimmerholz organisiert wird..  Anschließend ist dann für Alle,  traditionelles Nudelsuppenessen im “Plättlebunker“ der Altdorfgemeinde.(Tiefgarage Firma Niestroj und Vinothek Gebhart )

 

 

Fasnetsunntig 

 

Am Fasnetsunntig ist ein großer Narrenumzug mit den Engener Vereinen und vielen närrischen Gruppen.  Teil nimmt auch der Fanfarenzug, die Stadtmusik, sowie als freie Gruppen, die Engener “ Schätterä Dätscher “, die Rebgeister aus Neuhausen, die Katzenbachhexen aus Bargen, die “Wilden Weiber Hegau” , die Altdorfgemeinde Engen e.V. mit Ihrer Figur “ Bloggeist “, sowie die Bittelbrunner Guggenmusik “ Glockästupfer “ , alle o.a. Gruppen der Narrenzunft und teilweise auch weitere Zünfte der Ortsteile. 2013 fand nach dem Umzug auf dem Marktplatz das 1. Engener Narrenspiel mit dem Titel “ Mundings Lungenschläger “ statt.

Am Abend findet ein Hansele Fackelumzug, durch die Straßen der Altstadt, mit anschließendem Hanseletanz auf dem Marktplatz statt. 

 

Fasnetmäntig

 

Am Fasnetmäntig ist Wecken mit Getöse durch die Katzenmusik und zwar schon frühmorgens ab 06.00 Uhr.  Um 10.00 Uhr findet die närrische Ratssitzung statt, an der sich Narrenrat und Stadtrat närrische Wortgefechte liefern.  Dazu ist die ganze Bevölkerung eingeladen und zum närrischen Beitrag aufgefordert. 

Nachmittags ist großer Kinderumzug, an dem die kleinen und großen Mäschkerle teilnehmen, der an der neuen Stadthalle endet, wo es Wurst und Wecken gibt. Dort findet dann der närrische Kindernachmittag gemäss dem Motto statt.

Um 20.00 Uhr startet im katholischen Gemeindezentrum die traditionelle Kolpingfasnet.

 

 

Fasnetzieschtig 

 

Am Fasnetzieschtig treffen sich verdiente Narren und die Narrenzeitungsschreiber beim  Empfang der Sparkasse und am Abend ist ein Trauer-Fackelumzug mit anschließender Fasnetverbrennung auf dem Marktplatz.  Es wird eine mächtige Strohpuppe angezündet und vom weinenden Narrenrat, der verhüllt ist mit einem weißen Tuch, umtanzt wird. 

Mit einem kräftigen Kehraus in verschiedenen Narrenbeizen,  wird die Fasnet dann endgültig beendet.

 

 

Aschermittwoch 

 

Am Aschermittwoch wird um 15.00 Uhr der Narrenbaum gefällt. Von dem närrischen Wahrzeichen nimmt jeder Narr ein Tannenzweiglein mit nach Hause, als Andenken an die vergangene Fasnacht.

 

Engener Narrensprüche

Hansele du Lumpehund, häscht it g`wißt dass d`Fasnet kunnt,

häscht d´er s`Muul mit Wasser g`riebe,

wär der s`Geld im Beutel bliebe.       NARRO !

 

Lirum, larum Lädele, s´Kätzle hät e Wädele,

und e Löchle obedruff, d´Narre stoßet Nase druff !       NARRO !

 

Lirum, larum Löffelstiel, alte Wiiber fresset viel,

die Junge gont de faschte, sperret s´Brot in Kaschte !       NARRO !

 

Alte Wiiber und Ente schnatteret uff em See

und wenn mer si vertränket, sind sie nene meh !       NARRO !

 

Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz

und wenn die Katz it hoorig ischt, denn fängt sie keine

Mäuse mehr, hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz !       NARRO !

 

Borstig, borschtig, borschtig isch die Sau

und wenn die Sau ist borschtig ischt, denn git sie koni

Leberwürscht, borschtig, borschtig, borschtig isch die Sau.       NARRO !

 

Es wird hiermit bekannt gemacht, dass niemand scheißt in

Katzenbach ( Mühlebach ), denn morgen wird gemoschtet.       NARRO !

 

Beim Fuchsloch dert am Eck, do wohnt de Grechte-Beck,

er streckt de Arsch zum Fenster us, du monscht es wär en Weck,

es ischt kon Weck, es ischt kon Weck, es ischt de Arsch vum

Grechte-Beck. Do kunt a Bieble glaufe und will de Wecke

Kaufe, no zieht er´n wieder i und seit, de Weck isch mi.       NARRO !

 

Es ischt en Bue in Brunne keit, i han en höre plumpse,

i han ihm welle d`Strümpf uszieh, do fangt der Siech an brunze !      NARRO !

 

Wenn i s`Lehrers Biseli wär, so dät i lehre muse,

und wenn de Speck im Häfele wär, däts mer it drab gruse !       NARRO !

 

 

Wenn i emol de Wiib ha, no woß i wan i due, i hänk ere e alti

Schelle a, verkauf sie fer e Kueh !       NARRO !

 

Hinterm Hus und vor em Hus, do dont die Wiiber wäsche,

d`Schnaps-Marie hät´s Hemd verbrennt, kummet au ge lösche !      NARRO !

 

Es wohnt e Jungfer uff em Buck, namens Sofie Schmid

und wenn sie uff de Abtritt goht, no forzt sie wie it g´schiet !       NARRO !